Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

#2 Ich bin, du Ängstlicher…

Ich bin, du Ängstlicher. Hörst du mich nicht
Mit allen meinen Sinnen an dir branden?
Meine Gefühle, welche Flügel fanden,
Umkreisen weiß dein Angesicht.
Siehst du nicht meine Seele, wie sie dicht
Vor dir in einem Kleid aus Stille steht?
Reift nicht mein mailiches Gebet
An deinem Blicke wie an einem Baum?

Wenn du der Träumer ist, bin ich dein Traum.
Doch wenn du wachen willst, bin ich dein Wille
Und werde mächtig aller Herrlichkeit
Und runde mich wie eine Sternenstille
Über der wunderlichen Stadt der Zeit.

 

Rainer Maria Rilke (aus: Das Stundenbuch)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.